Es bleiben nur noch fünf Tage für unsere Island-Rundreise und die jetzt
vor uns liegende Strecke durch die Ostfjorde ist zwar vermutlich eine der schöneren
Routen auf Island, würde aber wegen der geschlängelten Straßenführung
viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen. So entschließen wir uns, bis nach Egilsstaðir
den Linienbus zu nehmen.
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Um 8:30 Uhr verläßt der Bus Höfn und startet zur langen Fahrt durch die Landschaft
der Ostfjorde. Aus dem fahrenden Bus heraus sehen wir die bedeutendsten Orte der Fjorde wie Djúpivogur,
Breiðalsvik, Fáskrúðsfjörður und die schon relativ große
Provinzstadt Eskifjördur, allesamt direkt am Meer gelegen. Die größten Eindrücke
hinterläßt der tief in das Landesinnere eingeschnittene Fjord Berufjörður,
von dessen Spitze aus man die vor der Ostküste im Atlantik liegende kleine Insel Seley sichten kann,
auf der nur ein Leuchturm steht. Ungefähr hier verläßt der Bus nach einem Zwischenhalt in
Álftafjördur die Ostfjorde und biegt der Straße 1 folgend ins Landesinnere ab, um sich
dann nordwärts in Richtung Egilsstaðir zu wenden.
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Egilsstaðir erreichen wir schließlich bereits gegen 12:30 Uhr. Es gilt mit seinen 1600 Einwohnern
als eines der Handelszentren des Ostens. Ein Auffüllen der Vorräte lohnt sich hier, denn die Preise
sind vergleichsweise niedrig und die Auswahl größer als im Umland.
Tipp: von Juni bis August wird in der Stadt mit einer Reihe von kulturellen Events das "Fest im Osten"
begangen.
Nach dem Aussteigen aus dem Bus erwartet
uns zunächst eine Überraschung, denn die Räder, die die ganze Zeit über außen
am Heck des Busses befestigt waren, sind vollständig verdreckt. Kein Wunder, denn die Ringstraße
ist zwischen Höfn und Egilsstaðir nicht vollständig geteert, sondern es gibt immer noch einige
Abschnitte mit Sand und Schotter. So sind wir zunächst einmal
ca. eine Stunde damit beschäftigt, die Räder - insbesondere die Gangschaltung - wieder gangbar
zu machen. Der Busstop ist direkt am Eingangsbereich des Campingplatzes von Egilsstaðir gelegen, so dass
wir hier im Bistro des Campingplatzes erst einmal einen Kaffee trinken und uns Gedanken über die weitere
Fahrt machen können. Da wir jetzt doch schon relativ weit nach Nordosten gekommen sind, überlegen wir,
ob es noch Alternativen zum sturen Weiterfahren auf der Ringstraße gibt. Ein Blick auf die Karte zeigt uns,
dass es bei Egilsstaðir einen langgestreckten See gibt, den "Lagarfljót". In "Island per Rad" kann man
über den See lesen, dass die Route an seinem Südostufer landschaftlich sehr schön sein muss,
unter anderem deswegen, weil es hier den größten zusammenhängenden Waldsbestand auf Island gibt.
Nun sind große Wälder auf Island etwas sehr besonderes, da im Laufe der Jahrhunderte seit der
Landnahme sowohl durch Naturkatastrophen als auch durch unkontrollierten Holzeinschlag der Bewohner Wälder
einen extremen Seltenheitswert auf Island erlangt haben. Hier jedoch wird seit 1903 kontinuierlich aufgeforstet
und mittlerweile erreichen die Bäume wieder Höhen von bis zu 17 Metern.
Die Beschreibung und die Aussicht auf eine entspannte Rundfahrt läßt uns rasch den Entschluss fassen,
in Richtung des Sees aufzubrechen.
Wir beschließen, die Fahrt an der Nordspitze des Sees zu beginnen. Um diese zu erreichen,
halten wir uns zunächst auf der Hauptstraße aus Egilsstaðir hinaus Richtung Norden.
Wir müssen am Flughafen von Egilsstaðir vorbei, der bei dem Ort Fellabær liegt.
Wir sehen, dass der Flughafen eine sehr lange Lande- und Startbahn hat und lesen über ihn, dass
er von großen Passagierflugzeugen angeflogen werden kann. Unter anderem fliegt die LTU nicht
nur den internationalen Flugfafen von Keflavik, sondern währen der Sommermonate auch Egilsstðir
an.
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Da wir von anderen Touristen am Campingplatz gehört haben, dass der Wind morgen auf südwestliche
Richtung drehen soll, starten wir gegen den heute relativ leichten Wind am Nordwestufer entlang
in Richung Süden. Hierzu biegen wir in Höhe des Flughafens von der Ringstraße ab, und
fahren auf die Straße 931. Die 931 führt aber leider, wie wir dann erfahren müssen, nur
selten unmittelbar am Seeufer entlang, sondern windet sich sehr oft hoch in das hügelige Inland.
Die vielen
Steigungen zwingen uns schon nach zwei Stunden zu einer Rast und wir verstehen jetzt, dass man in "Island per Rad"
keine Beschreibung der Nordwestroute findet. Nach zwei weiteren Rasten und meinem ersten platten Reifen
dieser Tour, erreichen wir schließlich nach ca. 3,5 Stunden die Abbiegung zum Südostufer des Sees. Sie liegt
bei Valpjoftsstaður und es handelt sich nicht etwa um eine normale Straße, die um die Südspitze des
Sees herumführt, sondern um eine Brücke, die noch weit vor dem eigentlichen Ende des Sees über den
selben hinüberführt.
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Am Südostufer ändert sich der Charakter der Landschaft deutlich: zunächst
nimmt der Bewuchs mit Pflanzen und Sträuchern stark zu. Vorherrschend sind lupinenartige Gewächse in verschiedenen
violetten Farbtönen.
Immer mehr treten jetzt auch Laub- und Nadelbäume auf, die sich schließen nach
einigen Kilometern zu einem richtigen Wald zusammenschließen. Birken und eine Kieferart bilden hierbei
den größten Anteil am Baumbestand. Zwischen den Bäumen, die zu beiden Seiten der Straße
stehen, kann man immer wieder einen Blick auf den See mit seinen vielen schönen Buchten werfen.
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Gegen 19:00 Uhr erreichen wir unser heutiges Ziel, den kleinen Ort Hallormsstaður. Er verfügt über einen ideal
gelegenen Campingplatz mitten im Wald und unmittelbar am Seeufer. Der Platz ist sehr groß, verfügt ausschließlich
über Rasenflächen und bietet praktisch überall Windschutz.
Oberhalb des Platzes an der Straße 931,
nur etwas weiter nördlich, liegt ein kleiner Tankstellensupermarkt. Dort kaufe ich noch ein paar Nudeln und Tomatensauce
ein: das Abendessen ist gerettet ...
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