Der Samstag beginnt mit viel Sonne und einem strahlenden
Himmel mit nur wenigen weißen Wolken darin. Das ideale Wetter also für die
Besichtigung Akureyris, der schönsten Stadt Islands.
Für das Frühstück, das wir in der eigens für die Gäste der
Pension eingerichteten Küche zu uns nehmen, hätten wir eigentlich außer Brot
nichts besorgen müssen. In den Schränken und im Kühlschrank steht von Kaffe
über Marmelade und Milch bis hin zu Tassen, Tellern und Besteck alles notwendige
für die Gäste bereit. Ein Herd, Wasserkocher und Toaster sind ebenfalls
vorhanden.
Nach dem Frühstück mache ich mich zunächst einmal mit meinem
Fahrrad, an dem mir am Vorabend noch eine Speiche gebrochen war, auf in die 5
Kilometer entfernte Oberstadt bzw. das Industrieviertel von Akureyri. Dort soll
es laut "Island per Rad" einen sehr gut sortierten Fahrradladen geben, den ich
auch anhand der Beschreibung im
Reiseführer leicht finde. Leider kann mir der hilfsbereite Ladeninhaber nur
eine Speiche anbieten, die etwas kürzer als die Originalspeiche ist. Zurück in
der Pension versuche ich dann diese Speiche einzubauen – erfolglos. Die Speiche
ist so kurz, das noch etwa 1mm Gewinde bis zum Schraubnippel in der Felge
fehlen. Alles Ziehen und Zerren an der Speiche bringst auch nichts – außer mehr
Frust, und so gebe ich irgendwann auf.
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Mittlerweile ist es schon 11 Uhr geworden und somit
höchste Zeit, mit dem Anschauen der Stadt zu beginnen.
Wir fangen mit dem auf einem Hügel gelegenen nordwestlichen
Teil der Stadt an, in dem unter anderem auch einige der ältesten Häuser der
Stadt aus den Anfangszeiten der Besiedlung liegen. Das erste Ziel dort ist der botanische
Garten Akureyris, in dem 6000 fremde Arten von Blumen, Bäumen und anderen Gewächsen
sowie ca. 400 einheimische Arten angesiedelt sind und der dafür bekannt ist,
dass in ihm während der Hauptsommermonate auch tropische Pflanzen anzutreffen sind.
Inmitten der Blumen und Pflanzen aus einigen nordafrikanischen Ländern könnte man dann
auch tatsächlich glatt vergessen, wo man ist. Und ich muss mir daher wieder ins
Gedächtnis rufen, dass ich mich auf 65° und 40 min. nördlicher Breite knapp
unter dem Polarkreis befinde und solche Blütenpracht hier keine
Selbstverständlichkeit ist. Neben den subtropischen beherbergt der Garten
natürlich auch subarktische und alpine Gewächse.
Im gleichenViertel, in dem auch der botanische Garten liegt,
jedoch wieder etwas weiter hangab- und stadteinwärts, sehen wir uns mehrere der
schon genannten Häuser aus der Gründungszeit der Stadt an. Unter den Giebeln
der Häuser kann man Jahreszahlen wie 1928 oder 1925 entdecken.
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Viele der Häuser
sind strahlend weiß, einige haben blaue, grüne oder leuchtend rote Dächer, die
mit Ziegeln oder Schindeln gedeckt sind. Allen Häusern Akureyris gemeinsam,
egal ob historisch-alt oder Neubau, sind die Gärten. Solche Vor- und
Hintergärten, wie man sie hier so zahlreich findet, sind für isländische
Verhältnisse nicht gerade typisch. Alles ist grün und blüht, es gibt in vielen
der Gärten alte Baumbestände, und die Bewohner scheinen ihre Gärten sehr zu
hegen und zu pflegen. Das Stadtbild jedenfalls gewinnt durch die Liebe der
Akureiryaner zu ihren Gärten ungemein viel. Wie das Bild des farbigen Hydranten zeigt,
gibt es inmitten all der Idylle auch durchaus amerikanisch anmutende Szenen.
Nach einem Rundgang durch den Hafen haben wir bis zur
Abfahrt des Busses nach Reykjavik noch etwa drei Stunden Zeit. Einen Teil der
Zeit verbringen wir in der Fußgängerzone der Altstadt, die mit ihren vielen
Cafés, Geschäften, Pubs und auch hier wieder den alten Bäumen eine große
Anziehungskraft und Ausstrahlung hat. In einem Café, das von einer über die
Stadtgrenzen hinaus bekannten Sängerin betrieben wird, hängen wir eine weitere
Stunde ab.
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Dann erst wenden wir uns der Pflicht zu: es muss noch für die
letzten beiden Tage eingekauft und vor der Weiterfahrt nach Reykjavik alles
wieder gepackt werden. So marschieren wir nach einem Blick auf die Stadt unter uns
an der modernen Kirche von Akureyri vorbei wieder zurück zur Pension und verabschieden
uns nach dem Packen von der freundlichen Zimmerwirtin aus der Brekkugata Nr. 6. Vor der Fahrt
zum Bushof machen wir noch einen Abzweig zum Hafen. Von hier aus hat man einen guten Ausblick
über den ganzen Fjord in Richtung Atlantik.
Das Busterminal erreichen wir pünktlich um 17:30 Uhr, denn
um 17:45 Uhr soll hier der Linienbus abfahren. Doch es kommt zu einer
unerwarteten Verzögerung: der Bus ist zwar da, aber der Anhänger des Busses ist
für die mittlerweile 8 versammelten Fahrräder bei weitem zu klein. Gerade mal
drei Räder passen hinein und der Busfahrer beginnt nun hektisch zu
telefonieren. Und tatsächlich kommt nach einiger Zeit, wahrscheinlich von
irgendeinem Busdepot her, ein Privat-PKW angefahren, der einen riesigen
Anhänger hinter sich herzieht. Mit gedrehten Lenkern passen nun alle Räder
inklusive 32 Packtaschen, 8 Zelten und 8 Schlafsäcken in den Hänger und einige
Minuten später sitzen wir im Bus auf dem langen Weg zur Hauptstadt der Insel,
die wir wahrscheinlich gegen Mitternacht erreichen werden ...
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Beschreibung der Busfahrt nach Reykjavik ...
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